Das Thema als Motiv Hans Maas
-Doppelung-
Vor einigen Jahren hat Hans Maas eine seiner Ausstellungen -reizend- genannt. -Im Wechsel- war ein weiterer Titel. Es ging hier um Kontraste, nicht zuletzt um die Unterschiedlichkeit seiner und der Arbeiten einer befreundeten Kuenstlerin. In juengerer Zeit kamen die -Wasserwelten- hinzu, die ein kuenstlerisches Spiel mit dem Kosmos, mit der Natur, mit dem -natuerlichen- Chaos waren.
Hans Maas (geb. 1957, Koeln) buendelt seine Arbeiten gerne thematisch. Eine Frage ist, ob die Idee zu einer bestimmten Thematik am Beginn einer neuen Arbeitsperiode steht und dann wie ein Leitfaden die kuenstlerische Arbeit bestimmt, oder ob sich die thematische Ordnung erst im Nachhinein ergibt, dabei aber vermutlich doch nicht rein zufaellig, sondern in Form einer quasi planvollen Unabsichtlichkeit, vielleicht koennte man auch sagen: einer geheimnisvollen Notwendigkeit erfolgt.
Was sind die Vorteile, thematisch zu arbeiten? Ein Thema verbindet. Es ermoeglichteinen Zusammenhang zwischen Heterogenem. Es ist der Rahmen und stiftet Ordnung. Es traegt dazu bei, sich nicht zu verlieren. Liegt darin das Motiv des Themas als Motiv?
Die -Doppelung- unter
diesem Titel hat Hans Maas seine neuesten Malereien
versammelt, ist der Versuch, ein Motiv zwei Mal zu verwenden, ohne sich zu
wiederholen. Das Motiv wird leicht variiert. Jedes Bild gibt es zwei Mal, aber
anders. Es entstehen zwei unterschiedliche Werke, die jedoch miteinander
verwandt sind und aufeinander verweisen. Selbst die figuerlichen Motive dieser
Arbeiten sind so viel- und reichhaltig, dass man sich sogar mehr als eine
-Doppelung- vorstellen koennte. Umgekehrt koennte jedes Werk auch
fuer sich allein, ohne sein Gegenueber, bestehen. Neben figuerlichen Motiven trifft man auf das Farbenspiel, wie man es aus frueheren Arbeiten von Hans Maas kennt. Die Zeichnungen wirken leicht, zart, wie geworfen, als waere das Blatt nicht beruehrt worden. Im Kontrast dazu stehen die kraeftigen Oelbilder, scharf liniert, hart bearbeitet, Farbkerben; sie zerlegen das Bild in seine Bestandteile.
Die Bilder sind sehr unterschiedlich. Das Thema verbindet zwar immer je zwei
Bilder, aber nicht die Bilder mit den Bildern. Das Hauptcharakteristikum dieser
Bilderreihe ist ihr Abwechslungsreichtum. Der Titel -Doppelung-
stiftet Einheit, aber keine Monotonie.
Wolfgang Hellmich, Tuebingen November 2012